Mobile Gebäudenavigation

Mobile Gebäudenavigation

Jeden Tag führt Menschen der Weg zum ersten Mal in neue Gebäude – oft komplexe Häuser, die so umfangreich in verschiedenste Abteilungen gegliedert sind, dass sich die Suche nach dem Bestimmungsort als schwierig, ja manchmal als erfolglos erweist, sei es in Krankenhäusern, in Reha-Kliniken, auf Flughäfen oder in anderen weitläufigen Gebäudearealen. Das Fraunhofer Institut IPMS hat ein zweidimensionales Gebäude-Navigationssystem entwickelt, was die Orientierung in solchen Gebäuden erheblich vereinfacht.
Oft kommt der Besucher, Kunde oder Patient in Eile oder Hektik am Ort, im Gebäude an und ist dadurch sowohl emotional als auch kognitiv so abgelenkt, dass er mit Lageplänen, stummen Hinweisschildern, aber auch mit elektronischen Displays völlig überfordert ist: Der Stresspegel steigt, und so verliert der Patient beispielsweise auf dem Weg zu seinem Zielort schlichtweg die Orientierung, kommt unpünktlich zum Untersuchungstermin oder zur therapeutischen Anwendung. Die Suche nach einer funktionalen Antwort auf diese Problemstellung wurde für Günther Ortmann, in monatelanger ergebnisloser Recherche nach einem wirklich geeigneten, sprich praktikablen und sicheren Wegeleitsystem für Krankenhäuser, bald zu einer echten Herausforderung. Die Anforderungen an das, was ihm vorschwebte, waren aus den Erfahrungen dieser vergangenen Monate und zahlreichen Gespräche mit potenziellen Kunden und Nutzern gleichwohl rasch und klar definiert: Ein künftiges System dürfte kein technisches Wissen bei seinem Nutzer (Patient, Besucher, Kunde) voraussetzen. Die Handhabung müsste sich für Menschen jeden Alters einfach und unkompliziert darstellen, insbesondere unter Berücksichtung des immer bedeutenderen demographischen Faktors ’60plus‘. Mit diesen ersten Erkenntnissen, Definitionen und Ideen für die Entwicklung einer innovativen Gebäudenavigation wandte sich Günther Ortmann daraufhin an das Fraunhofer Institut IPMS in Dresden und dort an Dipl.-Ing. Jürgen Holland und Dipl.-Ing. Dr. Nicolas Gay, die beide ihrerseits schnell erfassten, dass sich hier tatsächlich ein Bedarf und ein Potenzial darstellte, der eine Kooperation zwischen Günther Ortmann als Ideengeber und Projektleiter mit Schwerpunkt Vertrieb und dem Fraunhofer Institut IPMS als Entwickler und Anbieter sofort nahe legte.

Zweidimensionales Gebäudenavigationssystem

Nach eingehender Prüfung des Vorhabens, einer Machbarkeitsstudie und darauf der Entwicklung kann heute das 2D-GN-Zweidimensionale Gebäudenavigations­system vorgestellt werden, welches den oben skizzierten gewünschten Anforderungen vollauf entspricht und vor allem perspektivisch allen Ansprüchen gerecht wird. Die Handhabung des 2D-GN erklärt sich simpel und wird auf den ersten Blick plausibel: Beim Besuchsantritt etwa des Patienten in einem Krankenhaus wird ihm schon an der Rezeption, unmittelbar nach Aufnahme der persönlichen Daten, ein mobiles 2D-GN (mit der schon erfolgten Eingabe des Bestimmungsorts und auch Informationen über den behandelnden Arzt) durch den Mitarbeiter der Rezeption überreicht. In diesem Moment ist das mobile Navigationsgerät vom System erfasst und führt den Patienten sicher und direkt zu seinem Bestimmungsort.

Wegbeschreibung: Akustisch, grafisch und in Textform

Das 2D-GN ist ein robustes, mobiles Navigationssystem, welches im Innen- und Außenbereich zum Einsatz kommt. Das 2D-GN beschreibt dem Nutzer akustisch (mehrsprachig), in zweidimensionaler Grafik (Vogelperspektive) und in Textform den Weg zum gewünschten Ziel (auch barrierefrei, wenn die Bedingungen vor Ort gegeben sind). Die Geschwindigkeit der Darstellung wird in Echtzeit gesteuert und stellt immer den aktuellen Standort dar, wo der Nutzer sich gerade befindet. Darüber hinaus besteht immer eine direkte Verbindung zur Zentrale (Rezeption), damit dem Nutzer eventuelle Fragen auch persönlich beantwortet werden können. Selbst eine dynamische Führungsfunktion zum ‚Point of Interest‘ (POI) ist dabei berücksichtigt. Z.B. wird per Fingerdruck auf das Symbol ‚WC‘ sofort die Route unterbrochen, die Führung zum nächsten WC beschrieben und dann zum Zielort fortgesetzt. Nebst der Softwareentwicklung besteht das System aus mobilen WiFi-fähigen Navigationsgeräten, einer Monitoring-Station und sogenannten Hot Spots.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

2D-GN wurde unter strenger Einhaltung von EMV-Bestimmungen in Krankenhäusern entwickelt und ist somit in vielen anderen privaten und öffentlichen Bereichen ebenfalls einsatzfähig. Da die Navigationsgeräte über eine Karte des Gebäudes verfügen, ist es möglich, ihre exakte Lokalisierung bezüglich der detektierten Hot Spots zu ermitteln. Weiterhin kann die eingesetzte W-LAN-Infrastruktur dazu verwendet werden, um z.B. zusätzliche Dienstleistungen wie Internetzugang, Datentransfer und mobiles Telefonieren für den Nutzer bereitzustellen, so z.B. auf Kreuzfahrtschiffen, wo der Passagier über kein Mobilfunknetz für sein privates Handy verfügt.

Vielfältige Entwicklungsplattform Android

Am Beispiel Kreuzfahrtschiffe erklärt sich auch der sinnvolle Einsatz vom 2D-GN, wenn es darum geht, dass sicherheitsrelevante Warnhinweise und Informationen schnellstens den Passagier erreichen müssen. Bewusst haben sich die Entwickler bei ihrem Konzept für ein Android-System entschieden. Dieses bedeutet für den Betreiber ein Mehr an Zuverlässigkeit (Android stellt eine vielfältige Entwicklungsplattform auf Basis einer robusten Linux-Variante dar), zudem ist das System wartungsarm und ermöglicht eine Fernwartung durch den Systemeigentümer bzw. Betreiber. Da man davon ausgehen kann, dass die Entwicklung in den verschiedenen Projekten (Krankenhäuser, Kreuzfahrtschiffe usw.) nicht stehen bleibt und ständig neue Situationen und räumliche Veränderungen stattfinden, ist auch eine Erweiterung des 2D-GN in verschiedensten Funktionalitäten jederzeit möglich. Auch im Bereich der Diebstahlsicherung, vor allem in offenen Einrichtungen bzw. Arealen, bietet das 2D-GN Mechanismen an, die das Verfolgen durch die Monitoring-Station einzelner Geräte ermöglicht, eine Manipulation verhindert und das Navigationsgerät unbrauchbar schaltet. Jedes Navigationsgerät meldet seine eigene Position, sobald es ein W-LAN-Netz erkennt.

Fazit

Der Einsatzbereich des 2D-GN ist hier am Beispiel der Krankenhäuser, Reha-Kliniken und Kreuzfahrtschiffe beschrieben worden. Weitaus mehr Bereiche wie große Clubanlagen, Hotels und überhaupt große Gebäude aller Art sind die idealen Einsatzbereiche für das 2D-GN. Denn jeden Tag kommen Menschen zum ersten Mal in neue und komplexe Areale, durch die der Weg zum Ziel nicht erst zum Hindernislauf oder zu einem belastenden Ereignis der Frustration und gar zum Erleben von Hilflosigkeit werden darf. Doch warum auch, wenn es mit dem 2D-GN-zweidimensionalen Gebäudenavigationssystem so einfach geht.