Lernen Sie VoCabeln!

In der Umgangssprache besser bekannt als „Internettelefonie“, handelt es sich bei VoCable und VoIP um eine Technologie, die in absehbarer Zukunft unser ISDN-Telefonnetz ersetzen wird – das Netz wohlgemerkt, nicht das Telefon. Was es bringt? Es spart Kosten und macht das Leben einfacher.
Bilder: Siemens AG
Um das Spannendste vorweg zu nehmen: Internettelefonie hat viele Gesichter, und jeder von uns hat sie schon mehrmals verwendet, zumeist vermutlich ohne es zu wissen. Auch klassische Anrufe von Festnetz zu Festnetz laufen streckenweise übers Internet. Die Telefonierer merken allerdings nichts davon, auch nichts von den gesparten Kosten. Um hingegen in deren Genuss zu kommen, ist ein geringfügiger aktiver Aufwand erforderlich, der sich grundsätzlich in vier Ausprägungen kategorisieren lässt. Aufmerksamkeit ist hierbei geboten, wenn es um Vergleiche von Angeboten geht. Die Transparenz lässt hier noch sehr zu wünschen übrig, vor allem für Neueinsteiger. Bei Betrachtung der Werbetaktik diverser Kommunikationsanbieter drängt sich dem ahnungslosen potenziellen Kunden der Gedanke auf, dass sowieso alles Null Euro kostet und man sich vor geschenkten Routern, Modems, Adaptern und Telefonen kaum erwehren kann. Hier also die vier Varianten plus eine fünfte hinterher, diese ist in deutschen Landen allerdings ein Spezialfall:

Komplettanbieter:

Arcor und die Mitbewerber stellen ihren Service über Telefonleitungen der Post zur Verfügung. Diese werden vom Anbieter gemietet und sind im Preis enthalten. Der Kunde muss selbst keine Gebühren an die Post entrichten und dort auch kein Telefon angemeldet haben. Komplettpakete kosten hierbei etwa 45 Euro für Telefonflatrate und Internetflatrate. Für das Internet gilt hier die Bandbreite, gewöhnlich 2MBit/s und ohne jegliche Volumensbegrenzung. Fürs Telefon gelten die Inlandsgespräche ins deutsche Festnetz, Anrufe auf Handys kosten etwa zwischen 22 und 26 Cent.

VoCable:

Kabelanbieter basieren auf einem ganz ähnlichen Prinzip und sind auch Komplettanbieter. Diese Variante hat Vor- und Nachteile. Die Kabelanbieter nutzen nicht die Anschlüsse der Post, sondern bauen eigene, viel leistungsfähigere Netze auf, die großteils aus Glasfasern bestehen und bis in die Haushalte reichen. Nachteil hierbei: Verfügbar sind diese Netze derzeit noch vorwiegend in Neubaugebieten und Stadtgebieten. Ländliche Gebiete sind meist noch nicht erschlossen. Wer dies möchte, kann auf der Website eines solchen Anbieters seine Adresse eingeben und erhält umgehend Antwort, ob ein Anschluss möglich ist. Vorteile: Ein Postanschluss ist nicht nötig, auch der Kabelanbieter muss keine Gebühren an die Post entrichten. Durch das eigene Netz hat der Kunde auch gute Chancen auf durchgehend schnelle Verbindungen, was bei klassischen Anschlüssen nicht immer der Fall sein muss. Die Rechnung setzt sich zusammen aus Grundgebühr, meist 15 Euro, für welche man zunächst nur digitales Fernsehen aus der Steckdose bekommt. Für weitere 15 Euro und mehr gibt es dann Internet in verschiedenen Bandbreiten. Darauf lässt sich dann noch eine Telefonflat setzen. Verwendet werden können hier auch analoge Telefone. Diesbezüglich kriegen die Kunden nicht mit, ob sie über Kabel oder über ISDN oder ein anderes System telefonieren. In Summe ist auch hier wieder mit ca. 45 Euro zu rechnen, allerdings inklusive Fernsehen.

Zusatzanbieter:

1&1 bietet als einer der bekanntesten Anbieter mit seinem Produkt 3Dsl ein so genanntes Komplettpaket an. Dieses kos­tet 29,99 Euro, von diversen Einführungsgeschenken abgesehen. Wichtig dabei: Für die Nutzung ist ein Telefonanschluss bei der Post vonnöten. Mit der dortigen Mindestgebühr von 15 Euro im Monat stehen am Ende wieder 45 Euro.

Reine Internetanbieter:

Skype ist hier zu nennen als der Shooting-Star der letzten Jahre. Hierbei muss bereits ein Internetanschluss bestehen, sinnvoller Weise mit Internet-Flatrate, mindestens aber mit 2GB im Monat. Eine Telefonflat ist nicht nötig und auch kein Telefonapparat. Das Programm wird kostenlos aus dem Internet heruntergeladen, zum Telefonieren wird lediglich ein Headset oder ein PC-Microphon und PC-Lautsprecher benötigt. Für Anrufe vom PC aufs Festnetz wird im Vorhinein Guthaben gekauft, ebenfalls aus dem Internet. Von da an kosten alle Gespräche in Erste-Welt-Länder zwei Cent inkl. Mwst. Hier schlägt Skype die oben genannten Konkurrenten um Längen. Der Minutenpreis wird nämlich während des gesamten Gesprächs auf dem Bildschirm angezeigt, und zwar schon beim Verbindungsaufbau! Das ist vor allem hilfreich bei Telefonaten auf Mobiltelefone im In- und Ausland. Praktisch hierbei vor allem Letzteres: Bei den meis­ten Telefonanbietern ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit, herauszufinden, was Sie ein Gespräch auf ein ausländisches Mobiltelefon kostet. Die Wahrheit bringt dann immer erst die Rechnung ans Licht. Diese sollte übrigens einen Einzelverbindungsnachweis kostenlos enthalten. Das ist mittlerweile Standard, alles andere eher als unseriös zu betrachten. Für Einsteiger und Computermuffel besser geeignet: sipgate unter www.sipgate.de. Hier wird einfach ein Adapter ans Telefon gesteckt und übers Internet telefoniert. Der PC kann dabei ausgeschaltet bleiben.

Die fünfte Variante – UMTS-Handys und Datenkarten

Achtung bei Datenkarten in Deutschland: Deutsche Mobilfunkanbieter wollen nicht, dass ihre Kunden über das Internet telefonieren. Sie tun das lieber selbst und stellen dann die vollen Handykosten in Rechnung. Bei Datenkarten wird oft VoIP technisch unterbunden. Ob sich dieses Vorgehen auf Dauer wird halten können, ist zu bezweifeln. Vodafone unterbindet VoIP nur bei Datenflatrate. Bei monatlichen Volumina bis 5GB kann auch (noch) über den Laptop telefoniert werden. Statt einer Datenkarte können auch leistungsfähige Handys an den Laptop angeschlossen werden. Das macht allerdings nur Sinn bei Handys, die mindestens UMTS können. Sparpotenzial hierbei bietet sich wieder vorwiegend für Auslandsgespräche. Die Mobilfunkanbieter lässt diese Möglichkeit um hohe Profite zittern. Aufgrund des hohen Konkurrenzdrucks sind inländische Tarife recht günstig und die Gewinnmarge entsprechend klein. Auslandsgespräche und Roamingeinnahmen sind jedoch für die Mobilen Riesen ein Huhn, das goldene Eier legt. Um dieses möglichst lang am Leben zu erhalten, wird VoIP in der Mobil-Werbung wohlweislich verschwiegen. Irgendwie verständlich – oder haben Sie schon einmal mit dem Handy für zwei Cent von Deutschland nach USA oder Japan ins Festnetz telefoniert? VoIP über Datenkarte – lohnt sich das überhaupt? In Deutschland, wo die Datentarife vergleichsweise hoch sind, kann sich der Kostenvorteil schnell aufheben. Steht jedoch bei Auslandsreisen eine Datenkarte für das jeweilige Land zur Verfügung, dann kann sich VoIP sehr wohl rechnen: In Österreich zum Beispiel kostet UMTS nur einen Bruchteil im Vergleich zu Deutschland. VoIP ist dort auch derzeit auf allen Datenkarten möglich.
(mkf)

Kasten 1:

Die vier häufigsten Vorurteile gegenüber Internettelefonie

-Internettelefonie geht nur über den PC, und der Angerufene braucht auch einen Computer. – Falsch! Internettelefonie kann über den PC geführt werden, muss aber nicht. Einen Internetanschluss braucht lediglich der Anrufer, nicht jedoch der Gesprächspartner. Diesem genügt jede Apparatur, die nur im Entferntesten einem Fernsprechgerät ähnelt.
-Für Telefonieren über das Internet brauche ich wieder ein neues Telefon. – Falsch! Jede Art von Telefon ist dafür geeignet, auch alte, analoge Modelle mit Wählscheibe können verwendet werden.
-Telefon über das Internet braucht enorm viel Bandbreite. – Falsch! Zwar schadet ein Breitbandanschluss nicht, und ein solcher macht insgesamt vieles leichter. Möglich ist Internettelefonie aber auch schon bei ISDN, also 64KBit/s.
-Bei Internettelefonie habe ich ja dann noch eine Telefonnummer, zusätzlich zu Handy und Festnetz. – Falsch! Die meisten Anbieter erlauben eine Portierung, also Mitnahme der alten Rufnummer, manche auch kostenlos. Auch der Eintrag im Telefonbuch bleibt erhalten.

Kasten 2:

Tipp:

VoIP kann natürlich auch in Unternehmen jeder Größe ins Intranet implementiert werden. Der Aufwand ist hierbei recht gering und die dabei gewonnene Unabhängigkeit um so größer.

Kasten 3:

-VoIP – Voice over Internet Protocol bedeutet jede Art von Sprache, die in digitale Datenpakete verschnürt über Internetleitungen versendet wird. Über die Sprachqualität sagt dieses Wort leider nichts aus. Diese reicht von „erbärmlich“ bis „CD-Qualität“.
-VoCable – Voice over Cable ist quasi der „Bruder“ von VoIP. Kabelanbieter wie Kabel Deutschland oder Iesy nutzen ihre Kabelnetze, welche auch zur Übertragung von digitalem Fernsehen und Breitbandinternet verwendet werden. Kabelanbieter stellen in der Regel genügend Bandbreite zur

Verfügung, um ISDN-Qualität sicherzustellen.
-Portierung – Das Mitnehmen der alten Telefonnummer vom
Posttelefon zum neuen Anbieter. Wird gewöhnlich vom neuen Anbieter erledigt und kostet diesen 30 Euro Gebühr bei der Post. Mehr sollte der Anbieter daher dem Kunden auch nicht in Rechnung stellen, bei einigen ist es sogar kostenlos. Die Portierung kann drei Wochen dauern. Auch das liegt an der Post und nicht am Anbieter.
-Flatrate – Eine Telefonflatrate gilt praktisch immer nur für das nationale Festnetz. Aufgepasst: Wer bereits Internet zum Festpreis hat, der telefoniert oft mit einem separaten VoIP-Anbieter günstiger! So eignet sich Kabel-Internet sehr gut für Skype oder Sipgate.
-Datenkarten & UMTS – Grundsätzlich könnte auch über das Handy oder mit der Datenkarte und dem Laptop via Internet telefoniert werden. Leider versuchen die Mobilfunkanbieter in Deutschland diese Möglichkeit technisch zu unterbinden – im Gegensatz zu unseren Nachbarländern. Dieses Vorgehen
wird sich auf Dauer aber wohl nicht halten.
-Datenvolumen – mit 2GB im Monat können Sie etwa zwei Stunden täglich in der Weltgeschichte herumtelefonieren. Die verbrauchte Datenmenge richtet sich ausschließlich nach Zeitdauer, nicht nach Entfernung. Dem Internet ist es egal, ob Sie ihren Nachbarn anrufen oder die Zeitansage in Tokyo.
-Kostenlos telefonieren – Nicht zu vergessen sind die Datenmengen, die beim Telefonieren über das Internet anfallen. Wer eine Volumensbegrenzung hat, für den macht Internettelefonie nicht bei jedem Gespräch Sinn. Bei Flatrates sind diese Sorgen hinfällig.

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