IP als Plattform für die Sicherheitstechnik

IP als Plattform für die Sicherheitstechnik

Nach der Videoüberwachung halten Ethernet und das IP-Protokoll zunehmend auch in anderen Gewerken der Sicherheitstechnik Einzug. Neben Effizienz- und Sicherheitsgewinnen ermöglichen sie auch eine Reihe ganz neuer Anwendungen.

 (Bild: Bosch Sicherheitssysteme GmbH)

(Bild: Bosch Sicherheitssysteme GmbH)

Attraktiv ist der Einsatz von Ethernet und IP für viele Unternehmen vor allem, weil sie den Aufbau separater Netzwerke für die Datenverarbeitung und die Sicherheitstechnik überflüssig machen können. Eine zentrale und einheitliche Verwaltung verspricht deutlich reduzierte Betriebskosten, und auch bei den Investitionen in die Infrastruktur führen die hohen Stückzahlen zu erheblichen Kostenvorteilen. Doch nicht nur finanziell zahlt sich der Einsatz standardisierter Netzwerktechnologien aus: Eines ihrer großen Versprechen ist die Schaffung einer gemeinsamen technischen Plattform für Brandmeldeanlagen, Evakuierungs-, Einbruchmelde- und Zutrittskontrollsysteme sowie für die Videoüberwachung. Informationen von Videokameras, Brand- und Rauchmeldern oder Türsteuerungen können über einheitliche Protokolle wie TCP/IP und standardisierte Schnittstellen wie OPC zentral zusammengeführt werden. Ferner besteht so die Möglichkeit, mehrere Anwendungen auf einer gemeinsamen, flexiblen und konfigurierbaren Oberfläche anzuzeigen und miteinander zu verknüpfen. Auch die Integration der Sicherheitstechnik in ein umfassendes Gebäudemanagement wird so erheblich vereinfacht. Die Videoüberwachung ist heute der einzige Bereich der Sicherheitstechnik, in dem Ethernet und IP flächendeckend bis hin zum Sensor, nämlich der Videokamera, eingesetzt wird. Das ist nur deswegen möglich, weil Kameras vergleichsweise teure Systeme sind und die zusätzlichen Kosten für einen eigenen Prozessor und die notwendige Software dort nicht erheblich ins Gewicht fallen. Diesen geringen Zusatzkosten stehen jedoch erhebliche Kosteneinsparungen und andere Vorteile gegenüber. In anderen Bereichen dagegen sind die vorhandenen Sensornetzwerke wie etwa LSN auch heutigen Anforderungen gewachsen – hier beschränkt sich der Einsatz von IP im Wesentlichen auf die Vernetzung von Controllern und Alarmzentralen untereinander bzw. mit einem zentralen Managementsystem. So steht also nicht zu erwarten, dass die RS485-Schnittstellen der Terminals für die Zutrittskontrolle und die Zeitwirtschaft schon bald flächendeckend durch Ethernet ersetzt werden. Bei den Türkontrollern, die mehrere solcher Terminals steuern, ist eine Ethernet-Schnittstelle für die Anbindung an die Zentrale dagegen heute Standard. Konfigurationsdaten für die einzelnen Terminals können so sehr einfach über das Netzwerk verteilt werden. Zudem lassen sich viele digitale Zutrittskontrollsysteme über eine LDAP-Schnittstelle mit den gängigsten Verzeichnissystemen wie etwa dem Active Directory kombinieren, so dass die Zugangsrechte zur physischen und zur DV-Welt sehr effizient zentral verwaltet werden können. Auch bei Einbruch- und Brandmeldesystemen dient das IP-Protokoll immer häufiger für die Kommunikation der Meldezentralen untereinander und mit dem übergeordneten Gebäudemanagementsystem. Speziell bei Brandmeldesystemen muss hier allerdings darauf geachtet werden, dass die Übertragungswege normgerecht überwacht und auch redundant sind. Allerdings ist gerade der einfache und vergleichsweise kostengünstige Aufbau redundanter Infrastrukturen ein großer Pluspunkt der IP-Technologie, so dass dies in der Regel kein Problem darstellt. Ein weiterer Vorteil von IP in der Sicherheitstechnik ist die Tatsache, dass es nicht kabelgebunden ist. So lassen sich über WLANs relativ einfach auch Video- und Audio-Streams aus Umgebungen übertragen, in denen eine Verkabelung mit sehr hohem Aufwand verbunden wäre. Beispielsweise sind die Schleppkabel von Aufzugsanlagen in der Regel nicht für die Übertragung von Audio und Video ausgelegt – per WLAN lassen sich hier trotzdem zuverlässige und kostengünstige Überwachungs- und Notruflösungen realisieren. Bilder können zudem mittels neuer Techniken wie Dynamic Transcoding von Bosch auch in hoher Qualität über Mobilfunknetze gesendet werden, um Einsatzkräften schon während der Anfahrt ein genaues Bild der Lage zu vermitteln.

Ethernet und IP ermöglichen eine sehr unkomplizierte Vernetzung Feldbus-basierender Systeme und die Anbindung an ein zentrales Management. (Bild: Bosch Sicherheitssysteme GmbH)

Ethernet und IP ermöglichen eine sehr unkomplizierte Vernetzung Feldbus-basierender Systeme und die Anbindung an ein zentrales Management. (Bild: Bosch Sicherheitssysteme GmbH)

Internet und Cloud ermöglichen neue Dienste

Aber auch jenseits von Video ermöglichen IP-basierte Lösungen völlig neue Anwendungen. So hat Bosch kürzlich mit EffiLink eine neue Plattform für Remote Services eingeführt, über die Kunden Dienstleistungen wie Fernwartung, Fernparametrierung, Condition Monitoring oder Inbetriebnahme in Anspruch nehmen können. Eine solche IP-Plattform kann viele Telefon- oder ISDN-Verbindungen zu den Einzelsystemen ersetzen und ist daher nicht nur einfacher zu implementieren, sondern auch deutlich besser zu überwachen und gegen unbefugte Zugriffe zu sichern als bisher gängige Lösungen – gerade bei Sicherheitssystemen eine sehr relevante Anforderung. Bosch geht davon aus, dass mit EffiLink in zwei Drittel aller Störungen der Einsatz eines Servicetechnikers vor Ort überflüssig wird, weil die nötigen Eingriffe schnell über das Internet erfolgen können. Ein kontinuierliches Condition Monitoring ermöglicht es zudem, Probleme zu erkennen, bevor sie sich negativ auswirken, und sie im nächsten planmäßigen Wartungsintervall proaktiv zu lösen. Ebenfalls neu ist das erste Cloud-Angebot von Bosch. Gard ’n Go ist eine Lösung für die Videoüberwachung kleinerer Betriebe sowie von temporären oder abgelegenen Installationen wie etwa Baustellen oder Solaranlagen. Hier müssen vor Ort nur noch die notwendigen Kameras installiert werden, deren Bilder dann in eine zertifizierte Bosch-Leitstelle übertragen werden. In dieser steht rund um die Uhr qualifiziertes Personal zur Verfügung, um bei Vorfällen über vor Ort installierte Lautsprecher einzugreifen oder die Polizei zu alarmieren. Die Bildübertragung erfolgt leitungsgebunden oder, wo dies nicht möglich ist, über Mobilfunknetze. Auf diese Weise können auch Kleinbetriebe sich wirkungsvoll und ohne große Investitionen gegen Einbruch und Vandalismus absichern. Bei beiden neuen Angeboten bleiben Datenschutz und Vertraulichkeit strikt gewahrt. Die Daten werden ausschließlich im zertifizierten Bosch-Rechenzentrum gespeichert. Bei EffiLink Services sind Zugriffe von Bosch-Technikern auf Kundensysteme technisch nur möglich, wenn der Kunde sie explizit anfordert. Remote Services und Cloud-Technologien sind bei Bosch aber nicht auf Sicherheitssysteme beschränkt. Schließlich eignen sie sich grundsätzlich für alle Anwendungen der Haus- und Sicherheitstechnik, die auf dem IP-Protokoll basieren. So nutzt Bosch z.B. auch in der Thermotechnik unter dem Schlagwort ‚Smart Heating‘ solche Technologien, um Heizungs-, Klima- und Warmwassertechnik zu überwachen.

Bosch Sicherheitssysteme GmbH
www.boschsecurity.com

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