Blick in den ‚Werkzeugkasten‘ der Videokompression

Wer Video-Sicherheitssysteme kauft, muss nicht unbedingt Experte für Video-Kompressionsverfahren sein. Wer sinnvolle Kaufentscheidungen treffen möchte, sollte jedoch wissen, dass erfasste Bilddaten komprimiert werden müssen und gute Kompressionsverfahren von weniger guten unterscheiden können.
Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass Videostandards, anders als man vermuten könnte, keine genauen Verfahren zum Komprimieren von Daten beschreiben. Dass zwei Systeme mit dem gleichen Standard arbeiten, muss noch lange nicht bedeuten, dass die übertragenen Videobilder in Qualität oder anderen Merkmalen identisch sind. Einen Videostandard sollte man sich eher als eine Art ‚Werkzeugkasten‘ vorstellen. So wie ein Tischler Säge, Hobel, Hammer, Bohrer und Meißel benutzt, um ein Möbelstück herzustellen, bedienen sich die Entwickler von Videokompressionsverfahren der einzelnen Komponenten der Videostandards. Ein Tischler kann jederzeit frei entscheiden, welche Möbelstücke er anfertigt und welche Werkzeuge er wie und in welcher Reihenfolge einsetzt. Auf ganz ähnliche Weise können die Entwickler von Multimedia- und Mobiltelefonanwendungen, Videoüberwachungssystemen und anderen Produkten entscheiden, welche Standardkomponenten sie nutzen und wie. Und so wie Nutzen und Qualität eines Möbelstücks von den handwerklichen Fähigkeiten des Tischlers abhängen, kommt es auch bei Kompressionsverfahren auf das Expertenwissen und die Erfahrung der Entwickler an. Ein einzelner Videostandard zeichnet sich durch seine jeweilige Komponentenauswahl aus. Bei vielen neuen Standards werden Komponenten aus alten Standards übernommen oder in leicht verbesserter Form integriert. Viele neu entwickelte Komponenten von Videostandards sind für spezielle Einsatzfälle vorgesehen. Ob sie Zusatznutzen bringen, hängt vom konkreten Produkt ab. So sind z.B. Imaging-Komponenten für Mobiltelefone wenig hilfreich beim Generieren hochwertiger Bilddaten für Videoüberwachungssysteme. Und eine Komponente, die höhere Kompression ermöglicht, aber auch Bildqualität und Verarbeitungsgeschwindigkeit beeinträchtigt, sollte vielleicht besser in der Werkzeugkiste liegen bleiben.

Schlussfolgerung

Daraus ergeben sich zwei entscheidende Schlussfolgerungen: Die Leistung eines Videoüberwachungssystems hängt nicht vom eingesetzten Videostandard ab, sondern von den Fähigkeiten der Entwickler. Darüber hinaus gibt es keine ‚besseren‘ Videostandards, sondern nur ‚bessere‘ Anwendungen. Selbst Experten für Videokompression sind trotz Erfahrung und Sachverstand letztendlich auf das Vergleichen von Leistungswerten in Praxistests angewiesen. Es kommt darauf an, Qualitätskriterien für die vorgesehenen Einsatzsituationen und Aufgaben in Ihrem Anwendungsbereich zu definieren, und die Systeme der einzelnen Hersteller im Praxistest anhand dieser Kriterien zu bewerten. Wie viele Live-Bilder können simultan übertragen werden? Bleiben die Bilder scharf und deutlich, wenn viel Bewegung stattfindet? Gibt es eine spürbare Zeitverzögerung oder ist das Kompressionsverfahren schnell genug, um normale Speed-Dome-Kameras steuern zu können? Praxistests mit Aufnahmen und Situationen aus dem individuellen Einsatzbereich sind durch nichts zu ersetzen.

  • Gute Luft mit smarter HLK-Steuerungstechnik

    Bei der Regelung von Heizung, Lüftung und Klima geht es darum, die Temperatur, Luftqualität und Feuchtigkeit auf komfortable und effiziente Weise aufeinander…


  • Wachstum in Funktion und Design

    Im Mittelpunkt des diesjährigen Auftrittes von Gira auf der Light + Building standen neben einer neuen Schaltergeneration vor allem die Weiterentwicklung des…