Leistungskennzahlen schaffen Transparenz

Aus Daten werden Informationen

Mit dem Voranschreiten der Digitalisierung in der Gebäudetechnik ergeben sich auch im Hinblick auf Datenanalytik und Konnektivität neue Möglichkeiten: Inzwischen können sämtliche Systeme der Gebäudetechnik miteinander vernetzt und aufeinander abgestimmt werden. Zusätzlich zu Energiebedarf und Energieversorgung werden Daten zur Gebäudeautomation, zu Beleuchtung, Brandschutz, Gebäudesicherheit und Indoor-Positionsbestimmung erfasst. Darüber hinaus werden Daten zum Gebäudeaufbau im Sinne des Building Information Modeling (BIM) sowie zur Gebäudebelegung und -nutzung erhoben und können während des gesamten Lebenszyklus des Gebäudes genutzt werden. Die aus statischen und dynamischen Daten extrahierten Analysen liefern erstmals vollständige und vor allem äußerst feingranulare Transparenz über die Energieverbräuche im Gebäude. Sie helfen dabei, sowohl große Verbraucher als auch Erfassungslücken zu identifizieren. Auf den erhobenen Daten setzen verschiedene Energieeffizienzdienstleistungen auf. Es lassen sich Vorschläge zum Energieeinkauf, z.B. durch die kosteneffiziente Verschiebung von Lasten, oder zur Optimierung des Gebäudebetriebs durch technische Umrüstung einholen. Auch die Flächennutzung kann optimiert werden.

Welche Kennzahlen eignen sich?

Kennzahlen haben die Aufgabe, komplexe Prozesse möglichst einfach widerzuspiegeln und Steuerungsaufgaben so schnell wie möglich wahrzunehmen. Sie müssen quantifizierbar sein und die wichtigsten Zusammenhänge und zentralen Erfolgsfaktoren messbar machen. Zudem müssen sie eine Form aufweisen, die komplexe Strukturen und Prozesse relativ simpel abbilden und Transparenz schaffen. Das könnten im einfachsten Falle für Energieeffizienz Kennzahlen im Sinne einer Verbrauchsanalyse von eingesetzten Energien und deren Kosten im Verhältnis zu einem definierten Output oder Zielgrößen in den Kern- oder Unterstützungsprozessen eines Gewerbes oder Produktionsbetriebes sein. Einzeln betrachtete Kennzahlen haben allerdings nur eine begrenzte Aussagekraft, da sie nicht unbedingt kausale wirtschaftliche oder technische Zusammenhänge offenbaren. Wichtig wäre hier, die wechselseitigen Abhängigkeiten darzustellen, um damit ihre Aussagekraft zu erhöhen. Denn um das Leistungsvermögen eines Gebäudes ganzheitlich zu erfassen, bedarf es neben der Nutzung von Energien einiger weiterer Informationen. Eine grobe Einteilung wäre z.B. möglich in: Space (z.B. Gebäudetyp, Alter und Lage, Leerstandsrate, Mieterstruktur), Financials (z.B. Investment, Betriebskosten, Umsatz und Profitabilität), Environment (z.B. Verbrauch von Gas, Wasser, Strom, Öl und deren Emissionswerte) und Performance (z.B. für Umsatz pro Quadratmeter, Kosten pro Arbeitsplatz, Neuvermietungsrate, Auslastung, Zuverlässigkeit der technischen Ausrüstung, Effizienzgrad Facility Management Organisation). Mit den erhobenen Daten und gemessenen Werten allein ist jedoch noch nicht alles erreicht. Speziell für das Thema Energie müssen Energieingenieure und Spezialisten für Gebäudeautomation aus den Daten und Informationen ein ganzheitliches Energiekonzept entwickeln. Das fertige Energiekonzept beschreibt dann detailliert, welche Änderungen z.B. an Heizung, Warmwasser, Klimatisierung, Lüftung, Gebäudeautomation, Energieversorgung, Gebäudemanagement usw. durchgeführt werden können und welchen Effekt dies voraussichtlich hat. Aufgezeigt werden sollte auch, wie lange es dauert, bis sich die Einzelmaßnahmen amortisiert haben. Gerade für gewerbliche Gebäude lohnt es sich , die Energieversorgungsseite im Rahmen des Energiemanagements genau zu prüfen. In diesem Bereich lassen sich mit wenig Aufwand oft wesentliche Verbesserungen erzielen. Mit dem prognostizierten Energiebedarf von einzelnen Gebäuden oder Gebäudekomplexen als Basis können alternative Energieversorgungsmöglichkeiten in Bezug auf ihre Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit betrachtet werden.

Bild: Siemens AG

Internationale Praxisbeispiele

Konkret zeigt z.B. das Sello Shopping Center bei Helsinki, welche Möglichkeiten einer kennzahlenbasierten Steigerung der Gebäudeperformance sich durch vernetzte Systeme bieten: Das Einkaufszentrum umfasst heute 170 Läden sowie eine Konzerthalle, eine Bibliothek und ein Hotel. Die Betreiber wendeten sich an Siemens – damals die Division Building Technologies – mit der Maßgabe, den Gebäudekomplex vollständig umzurüsten. Entstehen sollte das modernste, konsequent dem Nachhaltigkeitsgedanken verpflichtete Shopping Center Finnlands. Die Ergebnisse: Die Heiz- und Energiekosten wurden signifikant gesenkt und der Betreiber erzielte dadurch in vier Jahren eine Kostenersparnis von ca. 19 Prozent bzw. rund 437.000?. Die jetzt regelbare Luftqualität und Gebäudetemperatur hat die Kundenzufriedenheit deutlich erhöht. Auch Museums Victoria im australischen Melbourne, mit sechs Standorten und 80.000m² das weiträumigste Museum der Südhalbkugel, hat Siemens beauftragt, die Gebäudemanagement-, Beleuchtungs-, Wasser- und Kühlsysteme für einen kennzahlenbasierten Betrieb umzurüsten. Das Ergebnis: um 31 Prozent geringere Betriebskosten, was bedeutet, dass sich bereits nach sieben Jahren die Investitionen vollständig amortisiert haben werden. Und nebenbei führten die Optimierungen auch noch zu einem um 35 Prozent reduzierten Ausstoß von CO2 und anderen Treibhausgasen.

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