Am falschen Ende gespart

Die Praxis zeigt es: LED-Beleuchtung ist Trend! Aber gute, helle und langlebige LEDs haben ihren Preis. Kunden sind gerne bereit für eine moderne LED-Beleuchtung auch tiefer in die Tasche zu greifen. Aber auch nicht unendlich tief. Deshalb muss dann letztendlich irgendwo eingespart werden. Und genau hier liegt die Tücke im Detail: auf die Auswahl des richtigen Netzteils/Treibers für den Außenbereich kommt es an.
Ein wichtiger Aspekt beim Thema Spannungsversorgung ist die Energieeffizienz. Denn die durch LEDs eingesparte Energie sollte nicht durch einen schlechten Wirkungsgrad des Netzteils wieder verpuffen! Weitere wichtige Parameter sind Konstantspannung oder Konstantstrom sowie Dimmbarkeit und Einstellungsmöglichkeiten für Ausgangsstrom oder Ausgangsspannung.

Welcher IP-Schutz?

Aber welchen IP-Schutz sollte der Designer wählen? IP64 oder gar IP67? Das Netzteil ist ja im besten Fall im Display verbaut, also geschützt. Wozu also mehr Geld als nötig ausgeben? So entscheiden sich 95% der Designer für die günstigere Variante mit IP64-Schutz. Aber Vorsicht! Was auf den ersten Blick günstig erscheint, muss es auf den zweiten oder dritten Blick nicht mehr sein – das ganze entpuppt sich dann als sehr kostspielige Lösung.

Physikalische Gegebenheiten:

1) Was bedeutet IP64 und IP67 eigentlich?
IP64: Die erste Ziffer 6 bedeutet geschützt gegen Eindringen fester Gegenstände und Staub – vollständiger Schutz (Staubdicht). Die zweite Ziffer 4 bedeutet kurzzeitiger Schutz gegen Spritzwasser aus allen Richtungen. IP67: Die erste Ziffer 6 bedeutet das gleiche, wie bei IP64. Die zweite Ziffer 7 bedeutet geschützt gegen Stauwasser und Eintauchen bis zu einer Tiefe von 1m.
2) Wie ist ein Netzteil mit IP64 und IP67 Schutz konzipiert?
IP64-Netzteile dieser Schutzklasse sind zumeist in einem Kunststoffgehäuse mit einer umlaufenden Gummidichtung zwischen Gehäuseober- und unterteil verbaut. Die innenliegende Elektronik ist nicht vergossen und zumeist auch nicht lackbeschichtet, um eine gewisse Feuchtigkeitsresistenz zu gewährleisten. IP67-Netzteile dieser Schutzklasse sind verbaut in einem Metallgehäuse welches voll vergossen ist, meist mit einem wärmeableitenden Silikon. Nur so kann die empfindliche Elektronik gegen
Nässe und Feuchtigkeit geschützt werden.

Temperaturschwankungen

Dann wäre die Entscheidung für ein IP64-Netzteil für eine geschützte Aussen-Anwendung ja die richtige Lösung! Aber der zweite Aspekt Temperaturschwankungen darf nicht außer Acht gelassen werden. Unsere Breitengrade sind weltweit bekannt für große Temperaturschwankungen besonders im Frühjahr und im Herbst. Nehmen wir mal als Beispiel unseren wunderschönen sonnigen goldenen Oktober 2011, den wir noch in wunderbarer Erinnerung haben. Vielerorts war dieser Altweibersommer wesentlich schöner als unser letzter Sommer. Reichten uns am Mittag noch Shorts oder leichte Sommerbekleidung, so freuten wir uns in der Nacht über eine kuschelige Winterjacke. Das heißt wochenweise zeigte unser Thermometer mittags +20°C und abends wie auch nachts stürzten die Temperaturen fast auf 0°C. Und was fiel uns auf? Auch die Luft war am Abend wesentlich feuchter, als am Tage – Kondensation lautet der physikalische Begriff dafür.

Netzteilausfälle durch Kondenswasser

Nun zurück zur LED-Aussenbeleuchtung. Zwischen Gehäuse und Elektronikplatine liegt schlicht und ergreifend Luft. Diese war tagsüber warm. Am Abend aber sank die Außentemperatur rasch fast auf 0°C ab. Da die Luft aus dem abgedichteten Gehäuse nicht entweichen kann, kühlt sie auch nicht im gleichen Tempo wie die Außentemperatur ab und kondensiert in dessen Folge innen am Gehäuse. Wer kennt nicht die beschlagenen Autoscheiben, wenn wir im Winter morgens ins Auto steigen und unseren warmen Atem im Auto verteilen? Der Punkt ist also die Bildung von Kondenswasser im Gehäuseinnern! Das Wasser sammelt sich im Gehäuse. Und Tag für Tag, Nacht für Nacht wiederholte sich dieses Szenario im letzten Oktober! Die Folge: Netzteilausfälle durch Kondenswasser aufgrund von Kurzschlüssen diverser Bauteilen.
Das heißt also:
– Der Kunde reklamiert die ausgefallene Außenwerbung nach kurzer Zeit.
– Der Kunde verlangt das auswechseln des Netzteils.
– Eine Reklamation wird vom Lieferanten wegen unsachgemäßem Einsatz abgelehnt.

Fazit

Das kostet im Nachgang viel Zeit, Ärger und ‚last but not least‘ Geld. Und zwar ein vielfaches von dem, was beim Einkauf eines IP64-geschützten gegenüber einem IP67-geschützten Netzteil gespart wird. Deshalb ist es so wichtig, dass nicht allein der Preis die Kaufentscheidung beeinflussen sollte, sondern die Einhaltung der tatsächlichen Anforderungen – also Qualität!

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